Ab in den Süden - Heid-Heid auf Reisen

Die Heid-Heid wechselt ihr „Gwändli“ nur alle vier bis fünf Jahre. In der gleichen Periodizität unternimmt sie jeweils auch eine Heid-Heid-Reise. Somit zwar nicht so häufig - wenn es aber wieder Mal so weit kommt – dann so richtig.

Am Samstagmorgen, 14. September 2024, traf sich die bemerkenswerte Anzahl von 40 Mitgliedern, um gemeinsam ein durch Thomas Ledermann und Florian Willisegger organisiertes Wochenende im Tessin zu verbringen.

Um 9 Uhr fuhr der Car Richtung Süden ab. Zur Überbrückung des 20-minütigen Staus vor dem Gotthard-Nordportal wurde ein Quiz über das Tessin und seine Besonderheiten durchgeführt. Zum Erstaunen vieler holte sich unser zwar sehr geschätzter, aber trotzdem aus Deutschland stammender Paukist den Sieg. Grund genug, diesen Kanton besser kennen zu lernen.

Nachdem der Gotthard passiert wurde, lief der Verkehr wieder flüssig und schon bald gelangten wir im Centovalli zum ersten Halt. Im Verscio, oberhalb Locarno, befindet sich die Accademia Teatro Dimitri. Diese Akademie wurde vom schweizweit bekannten Clown Dimitri gegründet, welcher mit bürgerlichem Namen Jakob Müller hiess und im Jahr 2016 verstarb. Nach der Stärkung durch ein gehaltvolles Mittagessen, verbunden mit dem dazu gehörenden ersten Kontakt mit weissem und rotem Merlot, wurde an der Accademia ein Workshop zu den Themen Clownerie, Slapstik, Physical Theater und Jonglage durchgeführt. Für die kreative Heid-Heid und besonders die Beizenfasnacht-erprobten Heiden handelte es sich zwar um artverwandte Themen, die eigenen Grenzen wurden dabei aber schonungslos und rasch aufgezeigt. Besonders die Clownerie wird im Allgemeinen unterschätzt und erfordert Tausende Stunden an Trainings, sodass jede Bewegung, jeder Blick und jede Muskelkontraktion zur Situation passt. Es erstaunt somit auch nicht, dass diese Akademie eine der Ausbildungsstätten des Bachelor- und Masterlehrgangs in Theater der Fachhochschule Tessin ist. Nach den Workshops kam die Delegation in Genuss einer Vorstellung von Studenten, welche derzeit diese Lehrgänge besuchen.

Im Anschluss wurde in Ascona die Unterkunft bezogen und an der Seepromenade auf die erreichten Leistungen an der Accademia angestossen. Der Abend endete mit einem unglaublich gemütlichen 7-Gang-Menü im Grotto Baldoria. Die Nacht hatte begonnen und sie dauerte auch für viele nur kurz, sehr kurz. Es mag an der gefährlichen Kombination aus verstärkter Tendenz zu Nachtaktivität und Vollmond gelegen sein oder einfach an der sehr geselligen Gruppenkonstellation. Es sei aber festgehalten, dass die Sicherheit immer gewährleistet wurde. Davon zeugten die von einer Baustelle kurzzeitig ausgeliehenen Absperrbänder und Absperrgitter. Sicherheit geht natürlich immer vor.  

Da aber auch am Sonntag einiges erlebt werden wollte, fuhr der Car bereits um 08:30 Uhr Richtung Bellinzona weiter. In der Hauptstadt des Tessins, die den meisten Mitgliedern bisher nicht so bekannt war, wurde mit diversen Kaffee-Kreationen und südländischen Frühstücksgebäcken in den Tag gestartet. Im Anschluss teilte sich die grosse Delegation in zwei Gruppen auf und erhielt eine Stadtführung. Wenige wussten, dass 1798 die Kantone Bellinzona und Lugano geschaffen wurden, welche unter napoleonschem Einfluss 1803 in den Kanton Tessin überführt wurden. Bellinzona verfügt über eine äusserst beeindruckende Altstadt und besonders die drei Burgen fanden ihren Platz als Motiv auf zahlreichen Fotos. Nach so viel Kultur galt es aber, sich auch der wieder der kulinarischen Seite zu widmen und die Gesellschaft fuhr in der Folge zurück nach Airolo, um sich in der Käserei von Airolo, der Caseificio del Gottardo vom hauseigenen Fondue zu überzeugen. Um der aufgestauten Müdigkeit aus Schlafentzug, Carfahrt und Fonduekonsum Einhalt zu gebieten, wurden direkt nach dem Mittagessen eigener Anken und Käse hergestellt. Unter fachkundiger Anleitung des erfahrenen Käsermeisters wurde dabei ein eigener Heid-Heid-Laib hergestellt. In wenigen Wochen wird dieser Laib den Weg in die Nordschweiz zu den „i zücchin“ finden, wie die Tessiner liebevoll die Deutschschweizer nennen und an einer Probe für die bevorstehende Fasnachtssaison degustiert werden dürfen. Da wir von der Käserei herkamen, durften wir ohne typischen Südportal-Stau direkt in den Tunnel hinein und kamen am Sonntagabend mit vielen neuen Erfahrungen, Erlebnissen und angereichertem Wissen müde, aber glücklich wieder zuhause an.

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